23.07.2021
Die Zukunft kommt sicher, nur wie sie wird, weiß keiner so genau. Das gilt auch für den Wettbewerb zwischen dem Elektroantrieb und dem Wasserstoffantrieb in der nächsten Zeit. Die Regierung hat in den letzten Jahren mit immensen Prämienzahlungen und politischer Unterstützung zunächst voll auf einen massiven Ausbau elektrisch betriebener PKW und LKW gesetzt. Für die LKW wurden und werden z.B. entsprechende Teststrecken auf Autobahnen eingerichtet, bei denen der Strom aus Oberleitungen kommen soll. Auf der anderen Seite bringen sich die Befürworter des Wasserstoffs ins Spiel. Diese Technologie ist lange Zeit mehr oder weniger ins Abseits gestellt worden, bis die Hersteller in Asien vorgeprescht sind und viele der angeblich unlösbaren Probleme beseitigt haben. Inzwischen haben mit Wasserstoff betriebene Hyundai-LKW in der Schweiz bereits eine Million Kilometer störungsfrei zurückgelegt, während die deutschen LKW-Hersteller eilig dabei sind, aufzuholen.
In Deutschland dagegen zeigt sich der Bundeswirtschaftsminister Altmeier dieser Tage äußerst überrascht über den Erfolg der Regierungspolitik und den damit gigantisch wachsenden Strombedarf, der durch die E-Mobilität auf Deutschland zukommt. Wer hätte auch damit rechnen können, dass bis 2030 nach neuen Schätzungen weit über 650 Terawattstunden statt der erwarteten 580 benötigt werden? Das klingt in Worten nicht viel, bedeutet aber einen massiven Ausbau der Stromerzeugung, wenn das auch nur annähernd geschafft werden soll. Immerhin denkt man verstärkt an den Ausbau alternativer Stromerzeuger.
Wichtige Industrieunternehmen bringen sich dagegen längst für den Wasserstoff in Stellung. Siemens hat soeben in Wunsiedel den ersten Spatenstich für eine “grüne” Wasserstofferzeugung gesetzt, die ab Sommer 2022 jährlich 1.350 Tonnen des Gases herstellen und den Endkunden in Bussen und Trucks zur Verfügung stellen soll. Shell ist da schon etwas weiter und hat kürzlich im Energy and Chemicals Park Rheinland eine der bisher größten Anlagen zur Erzeugung “grünen” Wasserstoffs in Betrieb genommen. Die Anlage produziert ebenfalls um die 1.300 Tonnen Gas, eine weitere ist geplant. Grün bedeutet in diesem Zusammenhang, dass bei der Erzeugung des Wasserstoffs kein CO2 freigesetzt wird. Zusammen mit der Rheinenergie und HGK ist vor wenigen Tagen eine Absichtserklärung unterzeichnet worden, die Wasserstofferzeugung, Lieferung an Endkunden und die Betankung für den Schwerverkehr sowohl auf der Straße wie auch in der Schifffahrt voranzutreiben.