07.10.2022
Der VDV, also der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, hat eine größere Umfrage zum Fachkräftebedarf in der Branche durchgeführt. Während in Deutschland genau wie in Europa das Transportaufkommen wächst, sinkt die Zahl derjenigen, die als Fahrer oder Lagerkraft arbeiten wollen. Die schlechten Nachrichten aus England machten den Anfang, Österreich zog nach, doch tatsächlich verteilt sich der Mangel in der ganzen EU. Mit dem Krieg in der Ukraine werden die erheblichen Schwachpunkte nur deutlicher, denn die überall in Europa tätigen Fahrer von dort werden jetzt zu Hause gebraucht. Und plötzlich sind auch in der Polen, der Tschechei und anderswo in Osteuropa die Fahrer knapp.
In der gesamten Verkehrsbranche gab es 2010 in Deutschland 800.000 offene Stellen, jetzt seien es 1,7 Millionen, so der Verband. 13% der Unternehmen suchten bereits Nachwuchs aus dem Ausland. Jedoch erst ein steter Zustrom von 400.000 Kräften im Jahr würde die Folgen der Alterspyramide auf den Straßen aufhalten. Doch dafür müsste viel geschehen, sowohl gesetzlicherseits, wie auf dem Wohnungsmarkt und bei den Integrationsleistungen. Derweil ruft die Internationale Straßentransport Union (IRU) schon die Europäische Kommission dazu auf, dringend etwas zu unternehmen. Sonst drohe eine europäische Krise. Das Mindestalter müsse sinken, der Respekt für die Fahrer müsse steigen.
Die sanitäre Situation sei europaweit katastrophal. Selbst in Bulgarien werden dringend Fahrer gesucht, obwohl deren Lohn dort schon auf dem Niveau eines Parlamentsabgeordneten liege. Nur die Arbeitsbedingungen seien einfach zu schlecht. 900.000 Verkehrsunternehmen gäbe es in Europa, so die IRU, doch diese hätten zu einem Teil noch nicht mal die Regeln des neuen Mobilitätskonzepts verstanden oder akzeptiert. Die Bundesregierung antwortet zu dem Thema auf eine kleine Anfrage der Union. Man sähe zwar die Probleme, aber die Versorgungslage und die Lieferketten seien nicht gefährdet. Es seien die Unternehmen selbst, die die Arbeitsbedingungen verbessern müssten. Man plane jedoch, die Anerkennung im Ausland erworbener Qualifikationen leichter zu machen. Die hohen Kosten für die Führerscheine müssten aber privat geregelt bleiben.